Freitag, 25. Februar 2011
Ich hasse Fliegen und Monkey Mia ohne Delfine
Heute habe ich mein Fliegennetz rausgeholt, ich hatte es noch vom letzten Besuch an der Westkueste. Es ist mir inzwischen voellig egal ob ich damit aussehe wie ein Idiot. Ich halte es nicht nicht mehr aus. Diese Dinger haben es geschafft. Beim kleinsten Summen zuckt man zusammen und beim leichtesten Kribbeln auf der Haut wird man hysterisch. Die Nerven liegen blank. Auch Dani hat sich in Denham ein Netz gekauft, denn in Monkey Mia waren sie ausverkauft. Sogar die Arbeiter an der Strasse tragen diese verdammten Netze.
Wie koennen die Leute hier nur so leben? Ich liebe Australien und ich bin gern draussen in der Natur, aber diese unglaubliche Hitze, wir trinken mal wieder literweise Wasser (und es ist leider immer "erfrischend" warm, es kuehl zu halten ist unmoeglich...) und die ganzen Krabbeltiere ueberall sind schon ziemlich nah an der Hoelle.
Abends draussen vor dem Camper: wir schauen in den unglaublichen Sternenhimmel. So einen sieht man bei uns nie. Ich wusste vorher garnicht das Orion in mitten sooooo vieler kleiner Sterne liegt, dass man ihn kaum findet in dem Gewusel. Gerade haben wir uns mit viiiiel Chemie der Stechmuecken-Attaken erwehrt und uns gefreut das die Fliegen endlich weg sind, da kommen hunderte von Nachtfaltern. Die tun zwar nichts, aber laestig sind sie auch, vor allem im Wein und im Essen. Und im Gegensatz zu den Fliegen hinterlassen sie mit dem "Fluegelstaub" auch noch so fiese braune Spuren im Essen. Mir ist der Appetit vergangen. Hier im Westen koennte ich definitiv nicht leben.
Aber wir werden weiter allen Gefahren und Unannehmlichkeiten trotzen und unseren Weg weiter nach Norden machen. Auch wenn uns das bisher noch keiner wirklich zutraut, angesichts der Zyklone und Flutkatastrophen die uns hier, ganz nebenbei, auch noch heimsuchen. Doch wir sind Optimisten und Adventuregirls, was soll also schief gehen? In Monkey Mia waren auf Grund des Zyklons nicht mal die beruehmten Delfine zu sehen. Und genau wegen denen sind wir da ueberhaupt dort hingefahren. Ein Tourguide hat uns erzaehlt das er in 7 Jahren das erste Mal erlebt das sie nicht da sind. Na super :-(
Deshalb zurueck auf die Strasse und ab nach Norden. Mal schauen was man da noch so machen kann. Viel ist ja wirklich gerade gesperrt, nicht erreichbar oder einfach weggespuehlt. Bis zur aktuell naechsten ueberfluteten Strasse haben wir noch gut 800 KM, das sollte also weg sein bis wir kommen ;-) Zum Glueck bekommt man in den Roadhouses immer aktuelle Strassenlagen-Informationen. Und wir muessen ja erst am 14. Maerz den Camper in Darwin abgeben....
Also munter bleiben
eure Lexi
Montag, 21. Februar 2011
Ein Tag im Leben eines Hippiegirls
6.30 Uhr: ich werde wieder wach weil ich aufs Klo muss, das Bier von gestern Abend fordert seinen Tribut. Hoffentlich ist der Sheriff inzwischen weg. Schuhe an und schnell hintern Busch, dann wieder ins Bett.
7.30 Uhr: ich werde wieder wach, weil es so langsam unertraeglich warm wird in unserem Camper. Dani ist auch wach und uns rinnt schon der Schweiss in Sturzbaechen am Koerper entlang. Kein Wunder wir stehen in der prallen Sonne. Also schnell nach vorn und umparken. Einen schoenen Schattenplatz suchen und wieder hinlegen.
8.30 Uhr: wir sind ausgeschlafen und kriegen Hunger. Aber Ordnung muss sein, erstmal an den Strand zum waschen und duschen. Zum Glueck gibts hier fast ueberall oeffentliche Strandduschen. Zwar kalt aber immerhin.
9 Uhr: Gaskocher raus, Kaffee! Naja, fuer mich immer noch Tee oder Kakao. Dann stellen wir fest das wir kein Brot mehr haben und in der Kuehlbox, die nur mit Eiswurfeln funktioniert, die Milch schlecht geworden ist. Also zum Supermarkt.
10 Uhr: endlich Fruehstueck! Muesli mit Joghurt und Obst fuer Dani, Sausageroll und O-Saft fuer mich. Dazu Kaese, Naktarinen und Labberbrot mit Wurst. Richtiges Brot kennen die hier nicht.
11 Uhr: wir wollen weiter fahren, aber der Ranger teilt uns mit, dass die strasse seit dem Unwetter gestern ueberflutet ist und wir entweder einen 400 KM Umweg fahren oder noch warten. Gegen Mittag soll es wieder gehen.
11.15 Uhr: keine andere Chance, Abwasch und Wasservorraete auffuellen und dann einfach nochmal hingelegt.
12 Uhr: auch im Schatten wird es unertraeglich heiss. Ich versuche zu lesen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir schon 2 Liter Wasser pro Person getrunken.
12.30 Uhr: ich muss wieder aufs Klo. Also zum naechsten Strandhaeuschen marschiert. Als ich ankomme bin ich gar. Durst!
13 Uhr: Ich sortiere meine Bilder und gehe anschliessend Waesche waschen. Ein weiterer Liter Wasser findet den Weg in meine Kehle.
13.30 Uhr auf dem rasen, den ich barfuss betreten habe fuehlt sich eine australische Killerameise gestoert und greift an. Ehe ich mich versehe habe ich das Gefuehl mein Zeh wird von gluehenden Messern abgeschnitten. Das bloede ist nur, der Schmerz hoert garnicht wieder auf. Ich kann nicht mehr stehen und falle um. Sitze auf dem rasen uns wimmere. Ich weiss nicht mal welches Tier mich gerade so fies gebissen hat und gehe davon aus in den naechsten Minuten elendig zu sterben. Dani entdeckt die 10 cm grossen Ameisen, die auf den Hinterbeinen stehen, in Angriffsposition, mit fiesen langen Zangen vorn. Sie wuchtet mich hoch und ich humple zum Camper. Der Schmerz ist noch immer unertraeglich. Zum Vergleich, ein Wespenstich ist wie "kitzeln" dagegen.
14 Uhr: ich lebe noch! Hurra! der Ranger kommt angefahren um uns mitzuteilen, dass die Strasse nach Norden wieder freigegeben ist. Mein Zeh ist angeschwollen und knallrot, der Schmerz faengt ganz langsam an nachzulassen.
14.15 Uhr: wir halten noch beim Supermarkt und kaufen neues Eis fuer die Kuehlbox, dann gehts zur tanke. man weiss hier nie wann mal wieder eine kommt.
14.30 Uhr: das Auto, der Benzinkanister und ich sind voll Benzin. Wer kann schon ahnen das der Kanister 'spuckt" wenn man ihn hochnimmt....grrrr..... Also abwaschen und umziehen an der Tanke. Hurra!
14.45 Uhr: es geht los. Wir entern den Highway No 1 und machen uns auf den Weg nach Norden.
15.00 Uhr: Vollbremsung!!! Eine dieser Riesn-Killerameisen krabbelt an meinem Kleid hoch. Die hab ich wohl im Gras aufgesammelt. Auf jedenFall muss sie sofort RAUS!!! Noch so einen Biss uebersteh ich nicht.
17 Uhr: endlose Stunden geradeaus in sengender Hitze. Fenster zu ist unertraeglich, Fenster auf bedeutet das einem der Arm verbrennt, aber es ist etwas kuehler.
17.30 Uhr: ein erster Ort. Leider so klein das man nichts interessantes finden kann. Kein Internet, kein Supermarkt, nichts. Aber davon viel.
18 Uhr: endlich ein groesserer Ort. Internetcafe. Die Freude ist gross. Aber es hat leider schon zu, da die Australier ihr Privbatleben, was auch noch meisstens draussen stattfindet sehr zu schaetzen wissen udn daher frueh Feierabend machen, wie uns ein netter Herr erklaert.
18.15 Uhr: wir begeben uns auf die Suche nach einem gratis Schlafplatz. Leider ist campen hier fast ueberall verboten, dabei haben sie die coolsten Parkplaetze direkt am Strand, mit Toiletten und Duschen.... aber die Straffe ist recht hoch. Also weiter suchen. Der Supermarktparkplatz, der des Tennisclubs und der Kirche werden gecheckt. Der kleine Parkplatz am Park gewinnt schliesslich.
19 Uhr: Essen kochen und gemuetlich, dem Angriff fer Muecken trotzend, ein Becherchen Wein vor dem Camper trinken.
20.30 Uhr: wir haben gegessen und abgewaschen. Es gab Nudeln mit Tomatensosse, alles in einem Topf gekocht. Wir haben naemlich nur einen. Aber das ist nicht weiter schlimm, wir haben ja auch nur eine Flamme an unserem Gaskocher.
21 Uhr: wir trinken noch ein Glaeschen mit anderen 'Hippies" die auch hier Essen kochen und erhalten die Warnung hier morgen auf jeden Fall vor 5 Uhr zu verschwinden, denn dann kommt der ranger rum und kassiert Strafen von den "Wildcampern". Na super. Und sowas nennt sich dann Urlaub.... Aber der Ranger kommt gleich schon und fragt streng ob hier irgend jemand Alkohol trinkt, das sei schliesslich hier public und da ist das verboten. Wir alle verneinen. In mir kommen ganz ungute Erinnerungen hoch... Zum Glueck haben wir alle Plastiktassen. Mit Kaffee selbstverstaendlich...
23 Uhr: der Wein ist alle und alles wichtige ist diskutiert. man weiss wo die anderen herkommen und wohin sie unterwegs sind. Morgen ist ein neuer Tag und es geht fuer alle wieder"on the road", also schlafen. Leider haben wir vergessen rechtzeitig im nahe gelegenen Einkaufszentrum nochmal aufs Klo zu gehen und uns zu waschen. Also muss unser kleiner Wasserkanister herhalten und eine Katzenwaesche ausreichen.
23.30 Uhr: wir liegen im Camper, auf unserer brettharten Unterlage und koennen nicht schlafen, weil irgendwo ein paar Schwachkoepfe laut Musik hoeren und dazu streiten.
24 Uhr: es ist unertraeglich heiss, weil wir wegen des Laerms die Schiebetuer und das einzige Fenster geschlossen haben. Wir garen langsam im eigenen Saft.
1 Uhr: wir machen die Schiebetuer wieder auf. Ruhe. Trotzdem bleibt das Gefuehl das dort draussen irgendwelche krassen Typen rumschleichen. Ich kann nicht schlafen wenn ich daran denke. Ich nehme mein kopfkissen und lege mich mit dem Kopf an die Oeffnung der tuer. So kann ich rausschauen.
2 Uhr: ich kann immer noch nicht schlafen, weil ich jedes Mal, wenn ich die Augen schliesse, einen Typen kommen sehe der an mein Bein fasst
3 Uhr: Mir reichts und ich mache die Schiebetuer zu. Dann lieber schwitzen.
3.30 Uhr: ich schlafe endlich ein, schweissgebadet aber ruhig. Gute Nacht im Campervan! Und morgen geht der ganze Zirkus wieder von vorne los.
Freitag, 18. Februar 2011
OZ: mit dem Campervan die Westkueste rauf
Melde mich bald wieder. Spaetestens in Darwin am 14.Maerz ;-)
CU Lexi
Australien: on the way
Das alles ist wirklich das ganz grosse Abenteuer von dem der Marlboro Cowboy nur traeumen kann. Wir setzen unseren spannenden Weg in den von Fluten und Zyklon beherrschten Norden fort... Wir kommen an! Die Frage ist nur wann ;-)
Ich werde weiter berichten, denn es bleibt spannend.
CU soon
eure Lexi
Dienstag, 15. Februar 2011
!!!!!!Breaking News!!!!!Ein Wunsch geht in Erfuellung....
Ich bin sehr gluecklich damit und bitte daher hoeflichst von Kommentaren abzusehen wie: "Maedchen, hast Du Dir das auch gut ueberlegt?" oder "Das geht doch nie wieder weg..." :0) Dazu kann ich nur sagen: JAAAAAA!!!!!! Hab ich und weiss ich ;-) Mir bedeutet es sehr viel und wird mich immer an diese Reise, Perth und daran erinnern MEINEN eigenen Weg zu gehen, denn das ist der einzige Weg um wirklich gluecklich zu sein. Und das bin ich!
Also, munter bleiben, schauen und staunen ;)
Lexi
Samstag, 12. Februar 2011
Aussie-Land die Zweite!
Ausserdem haben die hier eindeutig einen Ueberschuss an weissen, verwahrlosten, besoffenen Maenner um die 50. Echt eklig, die lungern ueberall auf der Strasse, in Bussen und sogar hier neben mir im Internetcafe rum. Man fuehlt sich sehr an unser Obdachlosenheim in BS erinnert.
Aber Perth hat auch schoene Seiten. Das Wetter ist der Knaller, heiss, heiss, heiss. Gestern hatten wir Glueck, da war es bewoelkt. Perfekt fuer einen Strandtag. Die Straende in Fremantle sind echt schoen und sehr nah. Wir haben uns dann 2 entspannte Std. mit einem Buch gegoennt. Herrlich! Aber man muss wirklich im Schatten bleiben. Am ersten Tag sind wir ein bisschen im Ort spazieren gegangen und haben uns den Pelz, trotz Sonnencreme Faktor 30, verbrannt. Zum Glueck nicht doll. Aber das geht hier unglaublich schnell, Ozonloch sei dank! Aber dafuer gibt es hier auch den blauesten Himmel ueberhaupt. Und den liebe ich so sehr. Bald haben ich wieder genuegend Gelegenheit die australische Natur zu geniessen, wir haben unsere Tour geplant. Am Montag holen wir unseren Campervan ab und machen uns auf den Weg die ganze Westkueste entlang nach Darwin. Dafuer haben wir uns 4 Wochen Zeit genommen. Kuriositaet am Rande, fuer "gays" gibt es 10% extra Rabatt bei Wicked (der Mietwagenfirma). Fuer 200$ lassen wir das glatt mal auf einen Versuch ankommen ;-). Ich werde berichten.
Munter bleiben
eure Lexi
Dienstag, 8. Februar 2011
Australien: angekommen im Kangaroo-Land
Bisher bin ich eigentlich nur geschockt ueber die Preise. Der Aussie-Dollar ist ca. gleich zu setzen mit dem US $. Kann sich jemand vorstellen fuer eine Cola im Supermarkt 3.49 $ zu bezahlen? Fuer ein Dose meine ich.... Krass oder? Vor 8 und 5 Jahren war das alles guenstiger hier. Von dem was eine Uebernachtung kostet, im Mehrbettzimmer, konnte ich in Asien eine Woche leben. Gut, vielleicht gibts hier keine Ratten. Trotzdem heftig. Ich habe nach mehr als 5 Monaten Dani wieder getroffen, wir waren zusammen im Nahen Osten. Das wiedersehen war wunderschoen, ich habe im Hostel auf einem Sofa vor dem Fernseher geschlafen weil unser Zimmer noch nicht fertig war, und ploetzlich war sie da. Wir haben erstmal den ganzen Tag bei einem ital. Picknick und einer Flasche Rotwein gequatscht und sicher geht es auch den ganzen Abend so weiter. Wir haben beide viel erlebt die letzten Monate... Ich freu mich schon sehr auf die gemeinsame Zeit, morgen beginnen wir mal zu planen wie wir, halbwegs bezahlbar, die Westkueste unsicher machen koennen. Schliesslich wollte ich hier 2 Monate verbringen, aber mal schauen wie das so klappt.
Jetst gehts erstmal duschen. Ich wurde ausgelacht, als ich nach warmem Wasser gefragt habe. Willkommen in der Zivilisation! Und dann koche ich Kartoffelsuppe. Die habe ich echt vermisst, aber die Backpacker hier haben alle ne Kueche, wie in Sued Afrika. Endlich keine asiatischen Nudeln mehr ;o)
Mehr gibts dann die Tage.
Munter beleiben
Lexi
Montag, 7. Februar 2011
Malaysia: 13 Std. Kuala Lumpur, mein Tor zur Zivilisation
Es ist unbegreiflich, heute morgen um 5 habe ich mich noch in Phnom Penh von den Monstermuecken zerstechenlassen und jetzt sitze ich direkt unter den Twin Towers in KL bei Starbucks und kriege leider kein Netz. Hier ist es jetzt 15 Uhr und ich habe gerade die groesste Schuessel Laksa gegessen, die ich jeh gesehen habe. Aber Malaysia ohne Laksa geht fuer mich garnicht. Lecker wars und hoellisch scharf. Ich habe das Gefuehl, dass ich keine Haut mehr auf den Lippen habe und auf der Zunge sowieso nicht.
Um 6 Uhr hat mich heute morgen mein Tuk Tuk abgeholt und ich bin zum Flughafen gefahren. Es war schoen noch einmal durch PP zu fahren und der Stadt beim aufwachen zuzusehen. Ein schoener Abschied und vor allem der Abschied vom „richtigen“ Asien. Ein letztes Mal die Leute auf ihren draussen stehenden Bambuspodesten aufwachen sehen, die qualmenden Muellfeuer am Strassenrand, die vielen Mopeds, die schlechten Strassen, die schmuddeligen kleinen Supermaerkte, Menschen mit der neuesten Pyjama-Mode auf der Strasse und sogar die reudigen Strassenkoeter habe ich heute morgen vorlaeufig das letzte Mal gesehen. Das einzig Gute ist, das es ab jetzt wieder normale Klos gibt und Menschen die mit Toilettenpapier umgehen koennen .
Jetzt habe ich so schoen vorgeschrieben als das Internet nicht funktioniert hat, aber was nuetzt es einem wenn das Internet am Flughafen auch nicht geht.... aber ich versuche es weiter ;-) Sonst muss Fidi wieder ran... Scheint wohl gerade ein Flieger weg zu sein, ploetzlich ist das Internet so schnell und es ist so leer hier...
Hier in Malaysia ist das alles anders. Westlicher. Als ich im Bus vom Flughafen in die Stadt sass, kamen viele Erinnerungen daran hoch,wie wir vor einigen Jahren Malaysia mit dem Mietwagen unsicher gemacht haben. Das war eine spannende Reise die uns einmal quer durchs malayische Festland fuehrte. Damals war ich ein bisschen entaeuscht, weil Malaysia eben nicht so „exotisch“ ist wie Bangkok, in das ich mich schon bei meinem allerersten Besuch verliebt habe. Kein wirklicher Mix aus Asien und dem Westen, eher mit Kopftuechern verhuellte Asiaten in einer westlich modernen Grossstadt. Die Leute hier sehen nur ein bisschen anders aus als wir, aber sie benehmen sich genauso. Es gibt riesige Shoppingmalls, Supermaerkte in denen man alles kaufen kann (auch meinen geliebten 7 eleven ;-)), mehrspurige Autobahnen, keine Tuk Tuks mehr, die Werbetafeln am Strassenrand sind nicht mehr handgemalt, die Menschen deutlich uebergewichtiger.
Denkste Puppe...schon geht wieder nichts mehr. Das artet ja richtig in Arbeit aus hier. Aber ich gebe nicht auf!
Im Flugzeug habe ich mich mit einer sehr netten (wie sollte es auch anders sein) Kambodschanerin unterhalten. Das Leben in Kambodscha nach dem Buergerkrieg und den roten Khmer ist auf dem Weg nach vor, nach oben, aber es fehlt immer noch ganz viel. Ausserdem gehen es die Asiaten ruhiger an. Sie war ganz begeistert, wie schnell Deutschland nach dem Krieg zum Wirtschaftswunder geworden ist. Mit sowas rechnet sie in Kambodscha nicht. Dazu sind die Leute ihrer Meinung nach zu traege. Es ist auch interessant wie wenig sich die Jugend mit der juengsten Geschichte auseinander setzt. Ok, ich habe die ganzen Hitler-Geschichten in der Schule und so auch gehasst, trotzdem weiss jeder Jugendliche in Deutschland was los war. Und das ist schon viel laenger her. Die Menschen die unter den roten Khmer zu leiden hatten, sind heute ca. 40 jahre alt. Aber es gibt immer noch rote Khmer im Untergrund und immer mal wieder vereinzelte Angriffe. Ausserdem ist noch ein Grossteil des Landes mit Mienen verseucht. Trotzdem ist die Jugend recht arglos. Vielleicht ein Segen, wer weiss.
Ich werde mich nun gleich aus dem klimatisierten Shoppingparadies aufmachen und einen kleinen Stadtrundgang unternehmen, ich habe noch ein paar Stunden Zeit bis mein Flug nach Perth geht. Eine Karte habe ich mir zu Glueck am Flughafen besorgt.
Twin Towers und den Park drum herum durchwandert und angeschaut, man ist das heiss hier. Zur Belohnung goenne ich mir jetzt eine kleine Stadtrundfahrt. Ich bin einfach mal in den naechst besten Bus der vorbei kam eingestiegen, mal schauen wohin die fahrt geht. Aber fuer einen Ringit (25 Cent) kann man das ja mal machen. Zeit um wieder zurueck zu kommen habe ich ja genug. Die Fahrt endet in Chinatown. Zumindest sieht es hier so aus und die Schilder sprechen auch dafuer. Es gibt hier ein paar schoene, alte Kolonialhaeuser. Und welche Ueberraschung, ein paar mal um die Ecke und ich stehe auf dem Merdeka Platz. Das ist sozusagen die „Altstadt“ von KL. Oder das, was davon noch uebrig ist. Hier entspanne ich mich ertmal bei einem kalten Kokusnusssaft und schaue den indischen und japanischen Touristen zu, die aus ihren Bussen gehuepft kommen, schnell ein paar Bilder machen und weiter hetzen. Aber auch hier gibt es Bettler. Aufdringliche sogar.
Ich fluechte in die kleinen Gassen und stelle fest, das es hinter der Glitzerfassade doch noch den Schmutz, die Ratten und duennen Katzen und die kleinen Garkuechen gibt. Nur sehr viel weniger. Als der Himmel sich verdunkelt suche ich die naechste U-Bahnstation und mache mich langsam auf den Weg zurueck zum Flughafen. Der dauert ja so ca. 1,5 Std. KL verabschiedet mich mit einem schoenen tropischen Gewitter. Im Bus zurueck werde ich von einem Windspiel, was beim Fahrer haengt in den Schlaf geklimpert. Dabei faellt mir ein, dass die Fahrerkabine bei der Hinfahrt ein Chelsea-Gedenkschrein war. Und weil man ja nun eigentlich keinen Tacho braucht, war der auch mit einem riesigen Chelsea-Aufkleber zugeklebt. Komisch manche Leute ..
Noch etwas woran man merkt , das ich wieder im „Westen“ bin sind die Preise. Ich habe fuer den heutigen Tag mal vorsichtshalber 50 Euro, fuer Transport und Essen und so, abgehoben und ich denke ich werde sie auch brauchen. Vorbei die Tage an denen man von 10 oder 20$ leben konnte. Schade eigentlich, denn so haette mein Erspartes noch viel laenger gereicht. Die Hostelpreise in Australien haben mich aber schon auf den Boden der Tatsachen zurueck geholt. 26$ fuer eine Uebernachtung im Mehrbettzimmer.... Trotzdem freu ich mich schon sehr auf mein Lieblingsland.
Ich werde mich von dort aus bald wieder melden, also munter bleiben
PS: Ich bin so froh den Monstermuecken in Kambodscha endlich entkommen zu sein. Es hat sich wirklich jeder Stich entzuendet und ist angeschwollen. Und ich habe so schrecklich viele davon... ;-(
Dienstag, 1. Februar 2011
Wieder mal ein kleines Geschenk für Lexi...
Ein kleiner Zusammenschnitt dessen was Du schon gesehen und erlebt hast.
Liebe Grüße Fidi
Gedanken einer Weltreisenden
An meinen Buerotagen, die ich regelmaessig einlegen muss, damit mir das ganze nicht voellig ueber den Kopf waechst, schreibe ich Blog, beantworte Email, denn ich moechte ja auch wieder was von euch hoeren und lesen, kontrolliere meine Kontoauszuege und regle Finanzielles, auch wenn Fidi viel fuer mich tut, ueber manche Rechnungen die noch kommen oder Dinge die passieren muss eben doch ich entscheiden. Dann buche ich noch meine Weiterreisen, suche Fluege, Busse und Unterkuenfte, korrespondiere mit anderen Weltreisenden bezueglich guter Tipps und eventueller Treffen, und so weiter und so fort. Es ist also doch immer einiges zu tun, gerade wenn man sich eine Weile hat treiben lassen. Ausserdem gibt es ja an jeden Ort immer etwas Tolles zu machen, zu erleben oder einfach nur anzuschauen. Ich bin bei dieser Tour schon soooo oft vor dem Sonnenaufgang aufgestanden um weiter zu fahren oder den Sonnenaufgang auf irgendeiner Duene zu erleben, dass jeder der weiss, das ich ein Morgenmuffel bin jetzt wahrscheinlich grinsen muss. Die Nachtaktivitaeten liegen mir immer noch deutlich mehr.
Trotz alle dem und allen Hindernissen die ich bisher zu ueberwinden hatte, ich bereue garnichts. Diese Reise ist ein Traum. Ich wache jeden Morgen auf und freu mich das ich hier bin und das ich so gluecklich bin. Ja, auch an den Tagen nach Rattennaechten, Gefaengnis, ausgeraubt oder Krankheiten. Ich moechte nicht tauschen und ihr koennt ruhig ein bisschen neidisch sein! :0) Bei mir scheint naemlich die Sonne.
Ach ja, die Bilder habe ich eben vergessen. Ich liebe es zu fotografieren, dann kann ich es noch mehr geniessen an diesen ganzen wunderbaren Orten zu sein. Deshalb habe ich ja auch schon so unglaublich viele Bilder gemacht. Der herbste Verlust in der Tuerkei, als meine Tasche gestohlen wurde, war fuer mich meine Speicherkarte und die tolle Kamera. Und natuerlich als dann in Kairo der ganze Speicherstick gestreikt hat und alle Bilder aus dem Nahen Osten ploetzlich weg waren. Das wird nochmal ein schoenes Stueck Arbeit zuhause, die rekonstruierten Bilder zu ordnen. Trotz allem bin ich wie wild am knipsen und mache damit wahrscheinlich jedem Japaner Konkurrenz. Ich lieb es auch mir die Bilder hinterher anzuschauen und mich daran zu erinnern wo ich war und wie es dort gewesen ist. Aber keine Sorge, niemand wird mit einer Stunden langen, langweiligen Diashow gequaelt, wenn ich wieder da bin. Ich fotografiere hauptsaechlich fuer mich selbst. Und natuerlich freue ich mich auch, wenn ich ein paar besonders schoene Bilder im Blog veroeffentlichen kann und ihr ein bisschen von dem sehen koennt, was ich so sehe.
So, nun ruft mein Alltag. Ich muss mich um eine guenstige Weiterreisemoeglichkeit und ein Bettchen dort kuemmern. Ich hab schliesslich noch viel vor.
Munter bleiben
eure Lexi
Kambodscha: Phnom Penh, die roten Khmer und die Killing Fields
Um einen kleinen Einblick darin zu bekommen, kann ich jedem nur sehr ans Herz legen, das Buch "Der weite Weg der Hoffnung" von Loung Ung zu lesen. Es ist das Erleben des Buergerkriegs aus der Sicht eines kleinen Maedchens. Nicht effekthascherisch, aber sehr beruehrend geschrieben.
Die politische Geschichte Kambodschas in groben Zuegen:
-1952: Kambotscha ist franzoesische Kolonie und wird unter der Herrschaft von Prinz Sihanouk zu einer unabhaengigen Nation
-50er und 60er Jahre: wirtschaftlicher Aufschwung, aber auch die Forderung nach Reformen von vielen nationalen Splittergruppen, die geheime kommunistische Organisation die roten Khmer verwickelen die Regierung in einen bewaffneten Kampf
-der Vietnam-Krieg breitet sich nach Kambodscha aus, dadurch gewinnen die roten Khmer die Unterstuetzung der Bauern, bei denen es viele Opfer gab
-1970: Putschdes ranghoechsten Generals Lon Nol, da die Regierung unter dem Prinzen korrupt war und wie ein Selbstbedienungsladen angesehen wurde. Die Aermsten wurden immer aermer, die Reichen noch reicher.
-die Lon Nol-Regierung wird zwar von den USA unterstuetzt, aber ist schwach und auch wieder korrupt
-1975: die roten Khmer stuerzen die Regierung und beginnen eine Schreckensherrschaft aus Gewalt, Armut, Hunger und Tod
-weite Teile des landes werden von den roten Khmer vermint und Kulturdenkmaeler wie Angkor Wat zerstoert oder schwer beschaedigt
- ein Drittel der Bevoelkerung werden in dieser Zeit ausgeloescht
-die roten Khmer sind extrem rassistisch und toeten gnadenlos Behinderte, Schwache, gebildete Menschen und Menschen mit auslaendischen Wurzeln und Brillentraeger (die koennen ja lesen), weil die den "echten" Kambotschanern (ungebildete, rein kambodschanische Bauern) das Essen wegessen
-Schulen, Bildung, Uhren, Buecher usw. werden verboten um die Bevoelkerung dumm zu halten und Aufstaende zu verhindern
-Regierungsgegner, ehemalige Polizisten, Soldaten und Regierungsbeamte werden erschossen
-am 25. Dezember 1978 marschierten die Vietnamesen ein mit dem Ziel Pol Pot zu stuerzen
-1992 weigerten sich die Roten Khmer, sich diesem Pariser Friedensabkommen entsprechend unter UN-Aufsicht entwaffnen zu lassen. Der Bürgerkrieg flammte wieder auf.
-im September 1993 wurden unter Aufsicht der Vereinten Nationen die ersten freien Wahlen seit 20 Jahren abgehalten; diese wurden von den Roten Khmer boykottiert.
-die Roten Khmer zählten zu diesem Zeitpunkt noch an die 10.000 Kämpfer
-im Juli 1994 werden sie offiziell verboten und bilden eine Gegenregierung in der Provinz
bis 1995 verschleppen sie Tausende von Zivilisten in ihre Konzentrationslager im unwegsamen Dschungel an der Grenze zu Thailand
-Pol Pot starb am 15. April 1998 unter ungeklärten Umständen
-am 6. Dezember 1998 kapitulierten nach offizieller Lesart die letzten Kampfverbände
Bei Interesse kann ich diesen Link sehr empfehlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Khmer
Ich habe mir in Phnom Penh das beruechtigte Gefaengnis S21 (eine Art Konzentrationslager) und die "Killing Fields" (ein Platz ausserhalb, auf dem die Massenhinrichtungen stattfanden) angesehen. Ueberall sind noch die Spuren der Menschen zu sehen. Im S21, einer ehemaligen Schule, haengen noch die Schultafeln an den Waenden in den Raeumen, die als Folterkammern benutzt wurden, andere Klassenraeume wurden zu ganz kleinen engen Gefaengniszellen umgebaut. An den Turnstangen auf dem Hof wurden Leute erhaengt,ueberall ist Stacheldraht. Die Roten Khmer haben alle Gefangenen und viele Misshandlungen fotografisch festgehalten. Bei den Bildern dreht sich einem der Magen um.
Auf den Killing Fields gibt es einen ganz gruseligen grossen, modernen Glas-Gedenk-Turm. Darin sind Schaedel und Kleidung aus den Massengraebern gestapelt. Es sind viele Gruben zu sehen, wo Massengraeber gefunden wurden, aber an manchen Stellen kommen direkt noch Knochen, Zaehne und Stofffetzen aus der Erde. Es sind noch laengst nicht alle Graeber gefunden worden.
Ein wirklich gruseliger Platz, der eine eindringliche Warnung gegen Gewaltherrschaft in jeglicher Form ist!
Obwohl das alles vielleicht ein bisschen makaber ist, habe ich ein paar Bilder gemacht und werde sie in den Blog stellen. Aber ich finde man muss hinschauen und darf so etwas nicht ignorieren. Das ist alles erst 30 Jahre her.... einfach nur erschreckend!
Lexi